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# Das echte Leben

 

Was hast du früher gemacht,
wenn du auf den Bus gewartet hast?
Er las immer gern die verschiedensten Dinge
und sie hing
ihren Gedanken nach.
Eine Mutter mit dem Kind auf dem Schoß,
machte nichts
und kuschelte bloß.
Die Kollegen unterhielten sich gerne
und ich sah in die Ferne
und träumte.

Heute müssen wir Mails lesen,
damit wir nichts verpassen
und können es nicht lassen,
zu twittern, posten, liken, teilen
während wir durch das Leben eilen.
Eben ´ne WhatsApp gecheckt,
wieder eine Gruppe entdeckt
und noch schnell ´n Bild gesnapt.

Den Blick gesenkt,
wo immer man sitzt und steht
und dabei entgeht
uns immer mehr Realität.
Er scrollt zügig über die Online-News
verschiedenster Seiten
und sie kann nicht bestreiten,
Freunde zu adden, die keine Freunde sind.

Werden wir langsam blind dafür,
uns echte Dinge anzusehen?
Zum Beispiel dem Kollegen in die Augen,
dem Kind in´s Gesicht
oder voller Appetit auf ein leckeres Gericht?
Was um uns herum passiert,
wird unkonzentriert
nur wahrgenommen.
Durch die Linse anvisiert,
halten wir unser Leben fest -
wie ein Fotoalbum.
Stehen unter Strom
und lassen uns Tag und Nacht verleiten,
denn das Netz kennt keine Öffnungszeiten.
Und der Tag rauscht wieder und wieder
in Form von Daumen und Emojis an uns vorüber.

Wozu ist es gut,
sich bei allem bewerten und kommentieren zu lassen
oder dem Mittagessen eine Meinung zu verpassen?
Sind wir denn auf das Statment anderer angewiesen,
um den Urlaub zu genießen?

Lassen wir doch einfach für ein, zwei Stunden
das Display aus
und gehen mal raus -
in das echte Leben.

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