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Momentaufnahme

 Immer öfter, wenn sie aus dem Fenster sieht,

 wird sie von Fernweh ergriffen.

 Die Routine, die dazwischen

 liegt

 und die ihre Aussicht trübt,

 scheint sich – entgegen der

 Sehnsucht – aufzubauschen.

 

 Ihre Tage sind einheitlich,

 entsprechen der Norm

 einer Leistungsgesellschaft

 und in ihrer immer gleichen Form,

 nehmen sie ihr die Luft zum Atmen.

 Sie macht das Fenster auf,

 tut weiter das, was andere

 von ihr erwarten.

 

Ein verborgenes Gefühl,

 ganz tief in ihr drin,

 regt sich dann und ruft ihr in den Sinn,

 dass sie es leid ist.

 Und dann kämpft sie

 gegen die Empfindung an,

 weil „man“

 eben immer weiter macht.

 

Und auch diesen Kampf hat sie satt,

 erinnert sich an Träume,

 die sie einst gehabt hat,

 beim nächsten Blick nach draußen

 und würde so gern in ein neues Leben laufen.

 

 An diesem Punkt fällt ihr stets ein,

 dass das Leben kein Ziel ist,

 auch wenn sie Erlebnisse vermisst,

 die sie nie gemacht hat.

 Das Leben findet heute statt.

 

Sie weiß auch, dass es sich nicht darin findet,

 nach großen Momenten zu streben,

 sondern eben im alltäglichen Erleben.

 

Einmal noch atmet sie tief ein und aus

 und guckt noch kurz zum Fenster raus,

 seufzt innerlich,

 macht das Fenster zu

 und sich wieder an die Arbeit.

 

Ab und an stellt sie sich große Augenblicke vor,

 spektakulär im Hollywood-Stil

 und von Zeit zu Zeit will sie zu viel.

 

Sie wird sich weiter das Besondere im Leben wünschen,

 genau darin liegt der Zwist,

 weil das Besondere ihr Leben ist.

 

Unglücklich ist sie aber nicht.

 Muss nur den Fokus ins rechte Licht

 rücken. Weil die Routine diesen

 manchmal überlagert.

 

 Zunehmend sucht sie ihren eigenen Weg,

 abgezweigt von dem was „man“ erwartet,

 dafür ist es nie zu spät,

 das hat sie gelernt.

 

So balanciert sie jeden Tag ein Stück

 zwischen Pflichtbewusstsein und dem Glück.

 Ein Akt dem Respekt gebührt,

 weil sie sich immer wieder fängt,

 wenn sie das Gleichgewicht verliert.

 

So lebt sie, wie so viele auf der ganzen Welt

 ihr Leben als schlichter, wahrer Alltagsheld.

 

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