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Begleiterscheinung

 

Fernweh ist ihr ständiger Begleiter.

 

Jede Boeing, die sie oben am Himmel sieht,

nimmt für einen kurzen Moment ihre Gedanken mit,

hat etwas von ihrer Hoffnung an Bord.

Doch das Leben fordert unerbittlich

ihren Einsatz an Ort

und Stelle, im Jetzt und Hier.

 

Sie weiß:

Der Streifzug auf dem Lebensweg ist eine Kür,

weshalb es größtenteils für sie in Ordnung geht.

Es ist die Sehnsucht, die das nicht versteht.

 

So ist gelegentlich das Dock des Heimathafens

ein hinderlicher Klotz am Bug;

oft hat sie von dessen Fassade genug.

Er hält sie behütet in der kleinen Welt

eines gemütlichen Kleinstadthafens,

dessen Besonderheit sie ab und an infrage stellt.

 

Und das, was sie nicht kennt,

ist das, was sie vermisst.

Sie würde so gern über den Tellerrand gucken,

sehen, wie der gedeckte Tisch in anderen Ländern ist,

die Schönheit der Erde erleben,

und wie diese sie in Ehrfurcht schweigen lässt.

 

Sie weiß:

Man soll nicht nach zu großen Dingen streben

und versucht, sich mit Träumen zufriedenzugeben,

beobachtet die Flieger von Zeit zu Zeit,

und hofft darauf, dass jemand kommt,

der sie befreit.

Immer öfter, wenn sie sich dabei erwischt,

macht sie sich bewusst,

dass ein kleiner Hafen auch schön ist.

 

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