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Log(down)-Buch: The Day before tomorrow

Die Zeiten sind verwirrend. Ich überlege, die Quarantäne dahingehend zu erweitern, mich auch vor diesem irrsinnigen Informations-Mix abzuschotten, der permanent auf uns alle nieder rieselt. Zwischen Fake-News, Klorollen-Witze und Whats-App-Tipps wie "Atem anhalten als Selbsttest" stoße ich beim Einloggen ins E-Mail-Fach auf die Titel "Jana Ina Zarellas Hund Tyson ist gestorben" und "Big Brother im Live Blog: Jade verzweifelt beim Duschen". Darüber hinaus scheint es unglaublich wissenswert zu sein, wer bei Germanys Next Topmodel rausgeflogen ist oder beim Schlafen verloren hat. Und wer zum Geier ist bloß der Wuschel bei The Masked Singer? Kann uns das nicht bitte einfach irgendeiner verraten? Wir könnten alle wieder besser schlafen und uns in Ruhe dem Hysterie-Shopping widmen. Schließlich sind nicht alle auf Multitasking ausgelegt. Ein Grund zum Grübeln sollte reichen.

Es scheint eine Herausforderung zu sein, die Menschheit mit Informationen zu versorgen, die außerhalb von Panikmache und Bullshit liegen.

Unsere örtliche Bücherei hat - wie alle anderen vermutlich auch - geschlossen. Am Freitagabend waren fast alle Kinderbücher und andere Medien verliehen. Wird also schwer, sich angenehmen Lesestoff zu Gemüte zu führen. Ob die Idee, mir mit teils schwarzem Humor den ganzen Irrsinn von der Seele zu schreiben eine lesenswerte Abwechslung darstellt, mag der Leser für sich selbst entscheiden.

Ach so, nicht zu vergessen, wären die Tipps, die es ebenfalls zuhauf zu lesen gibt, was man doch nur zu Hause machen soll. Ob es lustig oder traurig ist, dass der Mensch einen Beipackzettel fürs Zuhausesein zu brauchen scheint, habe ich noch nicht entschieden. Pinterest ist auch zusammengebrochen. Zuviele Eltern pinteresten was sie fünf Wochen lang mit ihren Kindern anstellen sollen. Eine Person schlug einer Mutter vor: "Frag doch deine Kinder, was die vormittags im Kindergarten mit den Erzieherinnen so machen." Tja, alles nicht so einfach. Da hat man Kinder und dann muss man sich plötzlich mit ihnen befassen - eine noch nie zuvor dagewesene Situation; die bisher gut funktionierende Quality-Time beschränkte sich schließlich auf die eine Stunde zwischen Abendessen und ins Bett gehen.

Aber ich will die Sache nicht verallgemeinern und weiß, dass es auch viele Eltern gibt, die ihrer Aufgabe gewissenhaft und bestmöglich nachkommen und auch für sie können vier, fünf Wochen zu einer Herausforderung werden. Ich selbst nehme mich da nicht raus und überlege in der Tat, Herrn Weil vorzuschlagen, dafür die Sommerferien ausfallen zu lassen oder deren Länge zumindest auf die herkömmlichen Osterferien zu verkürzen, damit sich das wieder ausgleicht. Nicht falsch verstehen: Ich liebe meine Kinder. Aber ich mag auch mein graziles Nervensystem.

Deswegen habe ich mir für die nächsten Wochen ein paar Dinge vorgenommen, darunter die Idee, die Quarantäne-Erfahrungen schriftlich festzuhalten.

Bleibt tapfer!

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