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Log(down)-Buch: Tag 2

oder: Die Liebe in Zeiten des Corona

 

 Nerven-Skala (ich): 2

 Langeweile-Skala (Kinder): (noch) 3

 Höhe der Decke: noch an Ort und Stelle

 

 Mein aktuelles Lieblingswort ist: Besonnenheit. Das altgriechische Wort „sophrosýne“ wird mit „gesunder Verstand“ oder „Zurückhaltung“ übersetzt und hat schöne Synonyme wie Umsicht, Geistesgegenwart, Gefasstheit, Gelassenheit, Ruhe, Überlegtheit, Vernunft und Rücksichtnahme.

Das Internet spuckt folgende Definitionen zu dieser Fähigkeit aus: „Im Unterschied zur Impulsivität ist Besonnenheit die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder Taten zu vermeiden,“ (wikipedia); „Dabei wird auf Zurückhaltung Wert gelegt und eher eine beobachtende (...) Rolle eingenommen.“ (wertesysteme.de).

 

Ich möchte in großen Lettern „Bleibt besonnen!“ auf ein altes Bettlaken schreiben und aus dem Fenster hängen, damit alle impulsiven Klorollen- und Nudelshopper die Möglichkeit haben, dies in ihren einlagigen Schädel zu bekommen. Man stelle sich vor, wie voll die Regale wären, bei einer eher beobachtenden Haltung der Konsumenten! Ja, die Situation ist ungewohnt, beunruhigend und verwirrend. Ich darf meine Oma im Seniorenheim nicht mehr besuchen, da das Betreten des selbigen ab heute verboten ist. Ich lese von abgeriegelten Grenzen und gehe durch gespenstisch leere Supermarkt-Regale.

Dennoch denke ich, dass Panik-Schieben nicht zur Besserung der Situation beiträgt, sondern man irgendeinen Weg finden sollte, damit umgehen zu können. Durch Katastrophen-Filme zum Beispiel. Für dieses Genre habe ich schon lange einen leichten Faible – was für einen Angststörungskandidaten irgendwie ein wenig irritierend sein mag. Den Hang zu solchen Streifen kann ich nicht wirklich erklären, vermutlich liegt er in einer bizarr beruhigenden Wirkung diverser Weltuntergangsszenarien. Da fühlt man sich irgendwie gleich sicherer.

Aus aktuellem Anlass habe ich bereits „Outbreak“ gesehen (der übrigens ein paar wirklich coole, kurze Dialoge enthält) und „Contagion“ ist auf der Watchlist. Es tut gut zu wissen, dass man nicht kurz nach der Infektion aus den Augen blutet und mit Schaum vorm Mund das zeitliche segnet.

 

Inzwischen gibt es ja schon wilde Theorien über den Klopapier-Wahn. Überaus schlüssig ist der Ansatz, der den Ursprung des Virus in den Kartellen der Toilettenpapier-Hersteller vermutet. Wenn man schon von einem unheimlichen, neuartigen Virus dahingerafft wird, will man seine letzte Sitzung wenigstens mit vier Lagen beenden können. Und was sagt uns das? Dass Nächstenliebe - sofern vorhanden - spätestens da aufhört, wo der Mensch seinen Hintern abwischt.

Aber vielleicht ist das auch der einzige Weg seinen Arsch zu retten. Ich weiß es nicht. Hoffe aber inständig, dass mehr Menschen Besonnenheit zu ihrem Motto machen. Als nächste Stufe könnten wir uns dann vielleicht vornehmen, uns gegenseitig Mut zu machen. So wie die Italiener – mit coolen Balkon-Sessions.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anna (Montag, 30 März 2020 23:56)

    Ganz tolle Worte für diese Situation gefunden. Mir sind da leider nur ganz andere eingefallen...

    World War Z kann ich dir noch empfehlen :-D