oder: Die Liebe in Zeiten des Corona
Raufaser-Pickel an der
einen Wohnzimmerwand: 80.104
Untervermiete WG: 1
Höhe der Staubschicht
im Gäste-WC: 2,5 cm
Ich wollte die Staubschicht ja wegputzen, aber das geht nicht. Vor einiger Zeit ist Pavouk ins Gäste-WC eingezogen und fühlte sich sofort heimisch. Pavouk ist eine Spinne und um sein neues Reich deutlich zu kennzeichnen hat er seine Fäden so Laserschranken-mäßig im Blockbuster-Stil in den Türrahmen gespannt. Dabei hat er äußerst filigran den Schriftzug „Do not enter“ in großen Lettern eingearbeitet und ich habe Respekt vor dieser Arbeit. Außerdem versteht er sich gut mit dem Schwalbenpaar, das sich im Lüftungsschacht eingenistet hat. Die beiden bereiten sich gerade auf Nachwuchs vor und wenn sie von ihren Beuteflügen heimkehren, bringen sie Pavouk immer ein paar Fliegen mit; hinsichtlich der Insekten-Infrastruktur hat er sein neues Domizil ja irgendwie ungünstig gewählt.
Das Raubgut teilt Pavouk sich brüderlich mit einem Lurch, der sich irgendwie verschwommen hat und seitdem in der WC-Schüssel lebt. Ich nenne ihn Gilbert.
Dann ist da noch die Milben-Gang in der Staubschicht - ein echt fröhlicher Haufen. Sie schlittern Muster in die Spiegelablage, rutschen das Waschbecken hinunter und blasen beim Chillen Staubringe in die Luft.
Ich mische mich in das WG-Leben nicht ein und so kommen wir alle gut miteinander aus. Nur neulich gab es eine kleine Unstimmigkeit. Das Schwalbenpaar bat mich um etwas Toilettenpapier, um das Nest von innen auskleiden zu können und ich hatte keins mehr. Da waren sie dann etwas verärgert. Das hat sich aber wieder verflogen.
Auf jeden Fall inspiriert mich das lebhafte, tatkräftige Gewusel der neuen Mitbewohner dazu, mir auch ein Projekt zu suchen, das Abwechslung und Beschäftigung bietet. Bisher gefällt mir die Idee von Pavouk ganz gut und ich überlege, ein Netz aus Laserschranken um den Briefkasten herum einzurichten, damit die Zustellung der Post mit mehr Spaß verbunden ist. Mal sehen, was sich da noch so findet... .
Bleiben nur noch zwei Fragen offen, die mich heute beschäftigen:
Kann man eigentlich auch dann noch von einem Corona-Live-Ticker sprechen, wenn dieser fortlaufend von Todesfällen berichtet?
Und wie kann ich dem Nachbarn von gegenüber mein selbstgebasteltes Dosentelefon aufzwingen?
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