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Hitzige Gedanken

Es gibt zwei Arten von Frauen: Die einen sind die Sommergöttinnen. Man trifft beim Einkaufen auf sie oder in Eiscafés. Sie tragen wallende Maxikleider oder gut sitzende Shorts zu gekonnt lässig hochgesteckten Haaren, die Sonnenbrille auf den Kopf geschoben. Sie haben ein hübsches Dekolleté, perfekt manikürte Füße und natürlich eine sonnengebräunte Haut. Die Korbhandtasche rundet das sommerliche Outfit harmonisch ab. Und sie scheinen nicht zu schwitzen. Niemals. Nie.

Und dann gibt es da mich. Würde ich ein Maxikleid tragen, so würden die Menschen mich fragen, wann mit dem freudigen Ereignis zu rechnen sei und mir an der Kasse den Vortritt gewähren. Frisieren ist auch nicht so mein Ding und auch der Teint eines kürzlich Verschiedenen bleibt mir stets erhalten. Es sei denn, ich war unachtsam; dann ähnelt mein Hautton dem eines Fliegenpilzes, nur mit umgekehrter Farbkombination. Die Beine legen an Umfang so zwei bis drei Zentimeter zu und ich schwitze. Ständig.

 

Nicht falsch verstehen, ich liebe den Sommer. Ich genieße das unnachahmliche Aussehen eines strahlend blauen Himmel und lange, laue Abende. Es ist herrlich, zwischen Getreidefeldern entlangzuspazieren und es überall blühen zu sehen. Nicht zu vergessen, die besten Geschenke des Sommers: Beeren und Wassermelonen. Gibt es etwas Schöneres, als mit einem Buch und einer Schüssel Obst draußen zu sitzen? Von mir aus könnte es also ruhig öfter Sommer sein.

Ich würde eben nur gern eine Lösung für dieses Göttinnen-Phänomen finden. Eine von ihnen mal schwitzen zu sehen, würde helfen.

 

Oder sollte ich meine Einstellung ändern und einfach trotzdem ein tolles Sommerkleid tragen (vorzugsweise an Einkaufstagen)? Ich könnte versuchen, mir das Frisieren etwas anzueignen und schwerfüßig aber stolz durch die Gegend stapfen. Doch ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht, ob mir das gelingen würde. Seine Einstellung zu ändern ist immer viel Arbeit und das dann bei 33 Grad?

Auf der anderen Seite ist es selten eine gute Idee, aus Bequemlichkeit bei einer Einstellung zu bleiben, die einer Überholung bedarf. Und gibt es nicht schon genug Leute, die auf dieser Schiene unterwegs sind? Jemand beschrieb die Einstellungen einst als Dirigenten unserer Gefühle.

Dirigieren – ein ziemlich verantwortungsvoller Job. Eine unbedachte Bewegung und die ganze Symphonie ist hin. Dann doch lieber bequem zurücklehnen? Erscheint mir aber auch nicht so ratsam. Schließlich ist dirigieren eine Orientierungs- und Gestaltungshilfe. Also eine bessere Orientierung durch eine überdachte Einstellung, scheint mir die Mühe wert zu sein.

 

Es kann nie schaden, die Sicht der Dinge anzupassen - und vielleicht nebenbei nach schwitzenden Schönheiten Ausschau zu halten.

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