Wir stecken fest.
Mitten in einem Hamsterrad,
das nicht auf der Stelle steht,
sondern sich bergab bewegt.
Ich halte Schritt,
als wär es nicht der Rede wert,
mein Blick gerichtet auf ein rotierendes Regelwerk:
1. Verdiene Geld
„Ok“, denk ich,
„kann man gut gebrauchen“,
arbeite hart
und fange an, schneller zu laufen.
2. Konsumiere
„Na ja“, denk ich,
„ich weiß doch, was ich brauche“,
solange, bis es untergeht.
Die Flut von Alltag und Informationen hat's weggerollt,
der Gedanke des sozialen Netzwerks kaputt gescrollt.
Das, was zählt, ist fast vergessen.
Ich renne mit, ein wenig besessen.
3. Gebe alles, bleibe in Bewegung
„Ok“, denk ich,
„das geht schon klar“,
und gebe alles, was sie verlangen:
meine Zeit, meine Energie und mein Engagement,
meine Unterschrift, meine Stimme, meine Daten,
mein hart erarbeitetes Geld,
mein Vertrauen an etwas Gutes in der Welt.
Sie fordern ein bisschen was von meinen Werten,
dass ich mit der Masse geh
und sich alles immer schön gleichmäßig weiterdreht.
Doch bei dem Tempo komm' ich nicht mehr mit,
verliere Stück für Stück
mich selber aus dem Blick.
Ich renne und hetze und strample mich ab,
dabei hab ich das alles doch so satt.
Und ich fang an zu begreifen -
es wird sowieso nie reichen.
Also steig ich aus.
Im Rad kann ich nichts verändern,
doch bei mir selber schon.
Und da – da steh ich nun.
Erschöpft und leer,
bin aus dem Gleichgewicht geraten,
es nicht mehr gewohnt,
festen Boden unter den Füßen zu haben.
Ich fange an mich zu sammeln,
bring selbst was ins Rollen,
tanke auf und fühl mich frei,
besinne mich auf Maximen,
bloß wichtige drei:
1. Pray
Glaube daran, dass es was Besseres gibt,
an das Gute im Menschen
und dass Gerechtigkeit siegt.
Sei zuversichtlich, vertraue drauf,
und mit dir in der Mitte geht es wieder bergauf.
2. Love
Nimm dir Zeit für Lieblingsmenschen,
das könnt ihr alle gebrauchen
und so etwas kann man nicht kaufen.
Wenn du geben willst, dann gib Liebe,
die wird nicht verlangt und du bekommst sie zurück,
so findest du Werte und Glück.
3. Eat
Genieße.
Und vergiss das Schätzen nicht.
Eine dankbare Sicht
freut sich über Einfachheiten.
Die finden sich überall und zu allen Zeiten
in der Schönheit des Seins.
Wenn nichts mehr rotiert, kannst du sie sehn.
Du musst dir bloß dein eigenes Tempo zugestehn.
„Wie gut“, denk ich,
„dass ich einst ausgestiegen bin“,
steh mit beiden Beinen auf dem Gipfel des Lebens,
habe Leichtigkeit und Frohes im Sinn.
Ich habe meinen Weg gefunden,
gehe ihn in Ruhe und ungestört
und siehe tief unter mir ein Hamsterrad,
das immer etwas kleiner wird.
© Isa N.
Kommentar schreiben
Tamara (Freitag, 23 September 2022 15:42)
Love you